Programm

Soziologische Vortragsreihe: Der US-Folterkomplex im »War on Terror«

Soziologie für Alle
Die Fachgruppe Soziologie lädt dieses Semester an fünf Dienstagen zu ihrem Kolloquium ein. Die Vortragenden wurden von Studierenden ausgewählt und versprechen eine bunte Mischung soziologischer Inhalte. Im Anschluss an die Vorträgende wird zur Diskussion eingeladen.
27. Juni 2023
Max Breger (Siegen)
Politische Gewalt zwischen Körper, Wissen und Organisation. Der US-Folterkomplex im »War on Terror«
Folter ist eine extreme Form zwischenmenschlichen Handelns, die trotz ihres globalen Verbotes keineswegs einer dunklen Vergangenheit angehört. War sie im Mittelalter und der Frühen Neuzeit ein legales Rechtsmittel, ist sie heute eine geheim vollzogene, aber doch übliche Praxis von staatlichen Akteuren wie Geheimdienste, Polizei und Militär weltweit. Dabei halten Menschen (Folternde) andere – prinzipiell wehrlose – Menschen (Gefolterte) gefangen und tuen diesen als vermeintliche Mitglieder ‚feindlicher‘ Gruppen Gewalt an, um gezielt Erfahrungen von Leid und Qual zu erzeugen. Dazu nutzen Folternde die vielfältigen Verletzbarkeiten des Menschen, um das Selbst und die Identität der Gefolterten zu attackieren. Zugleich handeln Folternde nie als Privatpersonen, sondern sind als Personal in Organisationen eingebunden.
Dies zeigt insbesondere der US-Folterkomplex im sogenannten ‚War on Terror‘, zu dem viele organisationale Dokumente sowie Zeugnisse von Überlebenden und Personal öffentlich zugänglich sind. Der Folterkomplex, der infolge der Terroranschläge des 11. September 2001 vor rund 20 Jahren als gezielte Politik der US-Regierung von dem Geheimdienst CIA und Teilen des US-Militärs außerhalb des üblichen Rechtsraums etabliert wurde, verband global verteilte Folterorte wie Guantanamo und Abu Ghraib durch einen Austausch von Gefangenen, Personal und Wissen miteinander.
Der Vortrag fragt aus soziologischer Perspektive und anhand des US-Falls, wie das (häufig wissenschaftlich-psychologische) Wissen von Dokumenten wie Verhörpläne und Memoranden mit der konkreten Gewalt in ereigneten Foltersituationen zusammenhängt.




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